Dienstag, 15. Dezember 2009

Negative abfotografieren

Seit einigen Jahren bzw. seit ich begann, mit Digitalkameras zu fotografieren und damit die Vorteile der digitalen Archivierung erkannte, habe ich meine alten Dias und Negative mit einem Reflecta Filmscanner eingescannt. Die Scans entsprachen zwar qualitativ nicht immer meinen Erwartungen, jedoch genügten sie praktischen Anforderungen der Dokumentation und Präsentation. Als Hauptnachteil empfinde ich, dass dieses Verfahren unglaublich zeitraubend ist. Daraus erklärt es sich, dass meine analogen Schätze bislang erst zu ca. 1/3 digitalisiert sind.

Deshalb versuchte ich eine schnellere Methode dafür zu finden und plante, auch durch diverse Hinweise im Internet bestärkt, diese durch Abfotografieren zu realisieren. Zwar beschränkten sich die Quellen fast ausschließlich auf das Medium Dia, jedoch sah ich keine grundsätzlichen Hindernisse, das auch für Negativfilme umzusetzen.

Arbeitsprinzip der gefundenen Lösung
Erste Versuche
Für erste Versuche hatte ich im Jahr 2007 einfach den Negativfilmstreifen auf meinen alten Diabetrachter gelegt und mit einem Retro-Adapter und ISO800-Einstellung meiner Canon 400D Makro-Fähigkeiten verliehen. Anschließend wurde die Aufnahme mit den invertierten Gradationskurven via ACDSee zum Positiv "entwickelt".

Das Ergebnis war zunächst ernüchternd und ich nahm mir vor, das im Auge zu behalten, aber... ;-)

Orangemaske des Negatives
Das abfotografierte Negativ weist bekanntermaßen eine Orangemaske auf, die eine direkte digitale Weiterverarbeitung durch bloße Invertierung zwar erlaubt, jedoch die Bildfarben in Bereiche schiebt, die mit normalen Bildbearbeitungsprogrammen nicht zufriedenstellend korrigiert werden können.


Nach meiner Bearbeitung kann ich zwar recht gut erkennen, was das Positiv darstellen sollte, jedoch wirkt das Ganze in keiner Weise farbtreu. Es ist so einfach unbrauchbar!





 Angeregt durch diesen Heise-Artikel "http://www.heise.de/foto/artikel/Farbkopiert-Negative-per-Digitalkamera-digitalisieren-226820.html" experimentiere ich seit einiger Zeit wieder damit, abfotografierte Negative mit ACDSee zu Positiven zu machen. Wichtigster Punkt zur Problemlösung ist jedoch das im Artikel erwähnte Blaufilter KB12, welches die Negativfarben in bearbeitbare Bereiche verschiebt. Die erzeugten Positive können sich nun durchaus sehen lassen.

Negativ mit Blaufilter KB12
Beim abfotografierten Negativfällt sofort die weitgehend durch das verwendete Filter KB12 entfernte Orangemaskierung auf.


 Die Bearbeitung in ACDSee durch Invertierung der Gradationkurve (werde ich noch im Detail erläutern) führt schnell zu ansprechenden Ergebnissen.






 Drehen, ausrichten, ausschneiden sowie ein wenig Entrauschung und Schärfung und das Bild ist fertig.

Die Einstellungen der Negativ-Positiv-Entwicklung habe ich in für diesen Film als Vorlage "Negativ JPG Agfa200" gespeichert und kann sie somit für diesen Film jederzeit sofort wieder verwenden.

Invertierung der Gradationskurve
In ACDSee Pro 3 gibt es wie in vielen anderen Bildbearbeitungsprogrammen eine Funktion zur Bearbeitung der Gradationskurven. Genau diese Gradationskurven erlauben es, durch einfache Umkehrung der Steigung aus einem Negativ ein Positiv zu erzeugen.

Hier zeigt ACDSee ein mit dem Blaufilter fotografiertes Negativ im "Entwickeln"-Modus. Zur Invertierung muss die Funktion "Gradationskurven" aufgeklappt werden.

Invertierte Gradation in ACDSee Pro 3
In der Kanaleinstellung "RGB" kann dann im ersten Schritt die Invertierung erfolgen, indem die von links unten nach rechts oben verlaufende Steigung so getauscht wird, dass sie nunmehr von links oben nach rechts unten verläuft.
Der Weiß- und Schwarzwert wird dann an den Beginn bzw. Ende der Kurven herangeschoben und das Positiv ist schon recht passabel anzuschauen.

Rotkanal
Grünkanal

Blaukanal
Indem anschließend die Gradationskurven für die Farbkanäle "R", "G" und "B" in gleicher Weise angepasst werden,  ergibt sich fast automatisch ;-) ein farbrichtiges Positiv des abfotografierten Negativs.

Invertiertes Negativ

Den Negativrand habe ich hier zur Illustration bewusst "dran" gelassen. ;)

Dieses Bild kann man dann natürlich in gewohnter Art weiter bearbeiten indem ggf. WA, Schärfung, Rauschen, Ausschnitt etc. weiter verfeinert werden. 

Abfotografieren der Negative und Dias
Das Verfahren zum Abfotografieren von Negativen sowie natürlich Dias selbst habe ich bisher zwar mit gutem Erfolg nach der Darstellung der Abbildung improvisiert, ich werde jedoch in der nächsten Zeit für einen stabileren Aufbau sorgen.

Der grundsätzliche Aufbau weist zwar keine Besonderheiten gegenüber ähnlichen im Web zu findenden Konstrukten auf, ich will es dennoch ein wenig beschreiben.

Mir war wichtig, für gut kontrollierbares möglichst neutrales Licht zu sorgen. Dafür benutze ich meinen Canon Speedlight 430EX, den ich manuell auf 1/32 gestellt habe. Durch Probieren habe ich eine recht gute Belichtung meiner Negative bei ebenfalls manuell eingestellter Blende 8 und 1/200s Belichtungszeit und ISO100 an der Canon 400D ermittelt.

Die Zündung des Blitzes nehme ich über eine einfache Funkblitzauslösung (Chinakracher) vor, wie sie sehr günstig von verschiedenen Quellen zu beziehen sind. Das ist einfach und übersichtlich und funktioniert sehr gut. Dass die ETTL-Mimik dabei nicht genutzt werden kann, stört aufgrund der manuellen Einstellungen ohnehin nicht.

Als Einstelllicht benutze ich eine kleine LED-Leuchte, die ich hinter den Filmträger platziert habe. Die Helligkeit genügt einerseits zur Fokussierung, ist andererseits jedoch im Vergleich zum Blitz so schwach, dass es bei mir zu keinen Fremdlichteffekten kommt, selbst wenn ich die Leuchte während der Aufnahme eingeschaltet lasse.

Als geeignetes Aufnahmeobjektiv verwende ich das Canon-Makro 100mm, jedoch waren auch Versuche mit dem Canon 55-250 plus Achromat +3 Dioptrien erfolgreich. Selbst ein altes Revue-Objektiv mit Retroadapter vor ein 18-55 geschraubt lieferte erstaunlich gute Digitalisierungen, war allerdings etwas schwerer zu handhaben.




3 Kommentare:

  1. Sehr anschaulich dargestellt muss ich mal ausprobieren.

    AntwortenLöschen
  2. Werd ich gleich mal testen sobald mein Reproaufbau steht.... danke!

    AntwortenLöschen